Welpenspielstunden – Chancen & Risiken

Ein Welpe im Haus

Es ist soweit – das neue Familienmitglied ist eingezogen, gewöhnt sich langsam an das neue Zuhause und hält vor allem in den ersten Monaten alle auf Trapp. Jetzt möchte man bloß nichts falsch machen und gleich von Anfang den richtigen Weg gemeinsam mit seinem Vierbeiner einschlagen. Eine geeignete Hundeschule wurde vielleicht bereits ausgewählt, aber werden nicht auch Welpenspielstunden immer wieder als äußerst sinnvoll beschrieben?

Nur wer sein Ziel kennt, findet seinen Weg

Wir Hundehalter*innen verfolgen meist bestimmte Ziele, die hinter unserem Verhalten und dem Gang zur Hundeschule stehen. So verfolgen wir auch mit Welpenspielstunden ein konkretes Ziel und würden wir eine Art Wunschzettel schreiben, würde dieser wahrscheinlich in etwa so lauten:  Ein sozialisierter Hund, der entspannt und freundlich in Hundebegegnungen bleibt. Sollte das Spielen oder Kontakten mit einem anderen Hund nicht möglich sein, sollte der eigene Hund entspannt vorbei gehen können. Wenn es in der Situation möglich ist, darf er gerne in ein freundliches Spiel einsteigen, sollte aber weiterhin abrufbar sein. Ja, das klingt super, ist realistisch und ein Ziel, welches wir gerne weiterhin verfolgen dürfen. 

Die Welpen sind los

In Welpenspielstunden soll also genau das unseren Hunden mit auf den Weg gegeben werden. Jedoch wird entgegen der Erwartung genau das in den Spielstunden nicht beigebracht, sondern vielleicht sogar das genaue Gegenteil. Dabei sind unsere Hunde natürlich sehr individuell und können dementsprechend auch sehr unterschiedlich auf die Situation reagieren, aber lasst uns mal gemeinsam den typischen, vielleicht etwas überzogenen Ablauf einer Spielstunde skizzieren und überprüfen, welche Risiken dahinter stecken können. So sind in einer Welpenspielstunde meist mehr als 10 sehr aufgeregte Welpen vor Ort. Sobald die Gruppe vollständig ist, werden die Leinen abgenommen und die Welpen spielen, rennen und toben sich gemeinsam zur selben Zeit aus. Was lernen unsere Hunde jetzt in dieser Umgebung? 

Nur Spiel und Spaß?

Unsere Hunde sind zu Beginn wahrscheinlich etwas überfordert und werden den Ort als extrem aufregend empfinden. Zu viele Hunde, zeitgleiches Rennen, Spielen über einen längeren Zeitraum und insgesamt viel Trubel – insgesamt ein sehr hohes Erregungslevel. Unsere Hunde verknüpfen dieses Erregungslevel und ihre Emotionen mit Orten und den vorhandenen Reizen, also in diesem Fall den anderen Hunden. Eine mögliche Folge ist es, dass der eigene Hund auch in Situationen außerhalb der Spielstunde überdreht und aufgeregt auf andere Hunde reagiert. Hundebegegnungen sind dann geprägt von Erregung und Aufregung. Das kann sich schon im Welpenalter zeigen oder auch erst als Junghund sichtbar werden. 

Ein anderes Problem ist die Betreuung durch Trainer*innen, die aufgrund der hohen Anzahl an Welpen vor Ort sind. Wenn einige Hilfspersonen im Rahmen einer Welpenspielstunde benötigt werden, ist es in der Folge bereits zu hinterfragen, ob nicht zu viele Welpen vor Ort sind. Während einige Hundeschulen die Welpen in einzelne Gruppen separieren, um dadurch die Gruppengröße zu reduzieren, sollte man auch hier die Situation kritisch hinterfragen und auf das eigene Bauchgefühl hören: Handelt es sich um ein ruhiges Setting oder ausschließlich Trubel und Gerangel? Gerade in den Spielstunden ist auch immer wieder zu beobachten, dass die Helfer*innen das Treiben beobachten, aber auch konkret eingreifen. Welpen werden festgehalten, gegriffen oder hochgehoben und aus der Situation genommen. In der Folge können die Hunde schreckhaft und/ oder abwehrend gegenüber Armen, Händen, dem Anfassen oder Hochheben reagieren. Insbesondere Hunde aus dem Auslandstierschutz haben oftmals eine Tendenz dazu, so etwas als sehr unangenehm zu empfinden. Da es sich außerdem bei den Hilfspersonen nicht immer um vollausgebildete Hundetrainer*innen handelt, darf man hier gerne freundlich nachfragen, um die Situation besser einordnen und eine eigene Entscheidung treffen zu können.

Gewinnbringende Gestaltung

Das bedeutet jetzt aber nicht, dass alle existierenden Spielstunden schlecht sind, aber wir dürfen unser ursprüngliches Ziel der entspannten Hundebegegnungen nicht aus den Augen verlieren. Deshalb sollten die Spielstunden nur in kleinen Gruppen, zwischen maximal vier bis sechs Hunden stattfinden. Im besten Fall handelt es sich dabei um eine feste Gruppe von Hunden, die sich kennenlernen und gemeinsam wachsen können – im übertragenen und nicht übertragenen Sinne. Mit deutlich weniger Aufregung sollen die Hunde auch nebeneinander und in Anwesenheit voneinander entspannen. Bei Spielsequenzen kann es auch sein, dass nicht alle Hunde gleichzeitig abgeleint werden, sondern die Hunde entsprechend ihrer Größe und ihres Gemüts zusammengebracht werden. Die Hundehalter*innen sollten gut aufgeklärt und angeleitet werden, sodass sie auch selbst auf ihre Hunde Acht geben und reagieren können. Unser initiales Ziel der entspannten Hundebegegnungen und eines entspannten sozialen Spieles, wird im besten Fall nicht über Action erreicht und so sind genau die Spielstunden für unsere Hunde optimal, welche wir Hundehalter*innen eher als langweilig empfinden. Denn man bekommt, was man verstärkt.  

Drei Tipps zum Schluss

Zum Schluss folgen nun noch drei Tipps für den gemeinsamen Weg mit deinem neuen Familienmitglied. So solltest du stets deine Ziele überprüfen und im Hinterkopf behalten. Wie soll sich dein Hund später an der Leine verhalten? Eine Hundebegegnung mit viel Erregung und Spiel oder ein Hund, der entspannt und ansprechbar bleibt? Hinterfrage kritisch, was in den Spielstunden vermittelt wird und was dein Hund dabei lernt. Als zweiter Tipp bietet es sich an, einen Hund in der Nachbarschaft zu suchen, mit welchem man gemeinsam spazieren gehen kann. Sollte das Gemüt des Hundes zu deinem Hund passen, kann auch Alter und Größe variieren. Am besten integrierst du die Begegnung in einen Spaziergang, um ein statisches Setting zu vermeiden. Der Fokus liegt nicht nur auf dem Spiel, sondern die Hunde dürfen an der Schleppleine gerne die Welt gemeinsam erkunden. Zuletzt ist es wichtig, dass es sich auch bei Begegnungen aus der Ferne ohne Nahkontakt um Hundebegegnungen handelt. Die Hunde nehmen den anderen Hund trotzdem wahr, versuchen zu kommunizieren, schnuppern und sind involviert. So kommt es, dass sich vor allem die Hunde in einem städtischen Umfeld am Tag in eher zu vielen als zu wenigen Begegnungen wiederfinden. In solchen Momenten kannst du deinem Hund gerne beibringen, dass er die Hunde aus der Ferne ansehen, sich aber in solchen Momenten trotzdem an dir orientieren kann. Es sollten entspannte und ruhige Begegnungen sein, für die ihr euch Zeit nehmt, auch wenn sie nur in der Ferne stattfinden. 

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