Entspannungstechniken für dich und deinen Hund

Just relax - Wie kannst du für Entspannung bei deinem Hund sorgen?

Entspannungsübungen gehören zu den wichtigsten Tools in der Hundeerziehung, denn jedes Verhaltensproblem wirkt sich deutlich stärker aus, wenn der Hund innerlich unruhig oder gestresst ist und ein erhöhtes Erregungslevel hat. Aber wie kannst du nun für Entspannung bei deinem Hund sorgen?

Entspannte Hunde, entspannter Alltag

Entspannungsübungen sowie die konditionierte Entspannung gehören zu den wichtigsten Tools in der Hundeerziehung, denn jedes Verhaltensproblem wirkt sich deutlich stärker aus, wenn der Hund innerlich unruhig oder gestresst ist und ein erhöhtes Erregungslevel hat. Das kennt man auch von sich selbst: wenn man einen schlechten Tag hat und ein dünnes Nervenkostüm, dann reagiert man auf kleine Unannehmlichkeiten deutlich stärker, als wenn man grundsätzlich entspannt ist. Man kann auch sagen, dass man überreagiert. Startet man das Training mit gezielten Entspannungsübungen so passiert es häufig, dass Hunde das unerwünschte Verhalten gar nicht mehr oder nur noch sehr abgeschwächt zeigen. Die erzielte Entspannung bietet eine perfekte Grundlage für ein erfolgreiches Hundetraining mit schnellen und nachhaltigen Erfolgen.

Es ist außerdem sehr interessant zu beobachten, dass Hunde, die ein erhöhtes Erregungslevel haben in Situationen ängstlich oder aggressiv reagieren, die gar nichts mit dem Stressauslöser zu tun haben. Das heißt der Stress entlädt sich auch in kontextfremden Situationen. Üblicherweise trainieren die Besitzer dann nur die Situationen, die unerwünschtes Verhalten auslösen. Wenn damit aber nicht die Reduktion des Erregungslevels einhergeht wird das Training keinen oder nur einen geringen Erfolg haben. Oder der Hund sucht sich ein anderes, neues Ventil.

Ein Beispiel aus der Verhaltensberatung: vor einiger Zeit kam ich zu einem Hund nach Hause, der sehr aufgeregt auf meine Ankunft reagierte und sich während meines gesamten Besuchs nicht sichtbar entspannen konnte. Die Besitzer erzählten, dass er Fremden gegenüber sehr ängstlich und unsicher ist. Seit Silvester hat er außerdem Angst davor Abends das Haus zu verlassen. Wir starteten mit einem gezielten Entspannungstraining und bereits in der ersten Phase des Entspannungstrainings konnten mir die Besitzer berichten, dass der Hund wieder freudig zu Spaziergängen mitkommt. Das verblüffende daran ist, dass das bisherige Entspannungstraining nur im Haus stattgefunden hat und noch gar nicht mit den Spaziergängen verknüpft wurde.

Wichtiger Hinweis: Sollte ein Hund über ein sichtbar erhöhtes Erregungslevel verfügen, dann sollte man natürlich prüfen woher dieses stammt und direkt am Auslöser arbeiten. Mögliche Auslöser können Krankheiten und Schmerzen sein, falsche Trainingsmethoden, eine unpassende Hundezusammenstellung im Haushalt, Über- oder Unterforderung.

Gezielte Entspannungsübungen

Man kann mit Hunden gezielte Entspannungsübungen machen. Dafür nutzt man Anfangs Tageszeiten oder Momente, in welchen die Hunde bereits grundsätzlich entspannt sind. Nun kann man den Hund mit langsamen Bewegungen streicheln, kraulen oder massieren und ihn so in einen Entspannungszustand bringen. Das sollte man wenn möglich für einige Minuten machen. Gerne kann man dabei mit ruhiger Stimme sprechen oder sogar Entspannungsmusik laufen lassen. Sollte der Hund währenddessen aufstehen und weggehen ist die Übung beendet. Setzt sich der Hund ab oder leg sich, sind das gute Gradmesser dafür, dass es den Hund entspannt. Ist das Gegenteil der Fall, also wird der Hund aufgedreht, fängt an mit den Händen so spielen oder ähnliches, hat man eine direkte Rückmeldung, dass die Art und Weise des Streichelns nicht zu einer Entspannung führt.

In diesen Entspannungsübungen merkt man nach und nach, was den eigenen Hund entspannt und was nicht, man lernt den Hund noch einmal aus einer neuen Perspektive kennen und versteht seine Bedürfnisse. Die Übung kann man auch mehrmals täglich machen. Sollten mehrere Bezugspersonen an der Übung beteiligt sein, dann kann es Sinn machen an Foto des Hundes auszudrucken und die Stellen am Körper zu markieren, an welchen er gerne gestreichelt und gekrault wird. Nachdem die Entspannungsübungen im ersten Schritt in einem entspannten Kontext geübt und aufgebaut werden, können sie im nächsten Schritt auch in angespannteren Situationen genutzt werden. Beispielsweise auf Spaziergängen, in Restaurants oder im Ferienhaus im Urlaub. Ziel ist es immer, den Hund in eine Entspannung zu verhelfen und gemeinsam zu lernen, dass Entspannung auch in ungewohnter oder neuer Umgebung möglich ist.

Isometrische Übungen

Eine weitere Möglichkeit stellen die Isometrischen Übungen dar. Als Isometrische Übungen bezeichnet man eine spezielle Entspannungstechnik, die auf der gezielten Muskelan- und entspannung basiert. Auch hier ist es das Ziel den Hund durch die Übungen von einem erhöhten auf ein niedriges Erregungslevel zu bringen. Wenn man das bereits Zuhause und unterwegs erfolgreich üben konnte, lässt es sich in aufregenden Situationen einsetzen, um den Hund zu entspannen.

Bei den Isometrischen Übungen erzeugt der Hund Druck gegen die Handfläche oder den Körper der Bezugsperson (im Stehen können es beispielsweise auch die eigenen Beine sein), was zu einer direkten Entspannung führt. Es ist also tatsächlich kein Zufall, dass Hunde dieses Verhalten in angespannten Situationen von sich aus zeigen, wenn sie sich zum Beispiel in öffentlichen Verkehrsmitteln gegen die Beine des Besitzers drücken.

Man beginnt damit den Hund mit der Hand an einer Körperstelle, beispielsweise seitlich an der Schulter, zu berühren. Dabei wird Anfangs noch kein Druck aufgebaut, es geht lediglich darum den Hund an diese Art der Berührung zu gewöhnen. Man kündigt diese Berührung mit einem Kommando an, z.B. „Berühren“ oder „Hand“, damit der Hund sich darauf einstellen kommt, dass er nun angefasst wird. Dann legt man die Hand an den Hund, markiert diesen Moment mit einem Markersignal und gibt dem Hund noch während die Hand auf ihm liegt eine Belohnung. Der Ablauf ist also:

  1. Ankündigung über Kommando „Berühren“
  2. Hand geht an den Körper des Hundes
  3. Markierung mit Markersignal „Klick“
  4. Belohnung geben während die Hand am Hund ist
  5. Hand langsam runter nehmen

Diesen Ablauf wiederholt man einige Male.

Der zweite Schritt im Training ist, dass man beim Auflegen der Hand einen leichten Druck ausübt, in der Hoffnung, dass der Hund diesen leichten Druck bereits mit Gegendruck beantwortet. Der Gegendruck wird direkt mit dem Markersignal markiert und belohnt. Auch das wiederholt man einige Male.

Es ist insgesamt wichtig, dass man selbst entspannt und ruhig ist während der Übungen. Alle Handbewegungen sollten langsam und bedacht sein.

Die Isometrischen Übungen machen vor allem bei Hunden Sinn, die sich nicht gerne streicheln oder anfassen lassen. Oder man setzt sie gezielt ein, um Berührungen positiver zu verknüpfen. Mehr zu den isometrischen Übungen und vielen weiteren Entspannungstechniken findest du in unserem Webinar: “Entspannt in allen Lebenslagen”.

Konditionierte Entspannung

Bei der konditionierten Entspannung verknüpft man den Entspannungszustand mit einem Reiz. Somit macht man es möglich das Gefühl der Entspannung durch den konditionierten Reiz auszulösen oder aufrecht zu erhalten.

Dabei gibt es Reize, die eine kurzzeitige Wirkung haben, wie ein Entspannungswort. Reize wie Entspannungsmusik, eine Decke oder ein Halstuch stellen langfristigere Reize dar. Ein Entspannungswort nutzt man zum Beispiel dann, wenn der eigene Hund im Spiel zu erregt und aufgedreht wird, damit man ihn für sich wieder ansprechbar macht. Möchte man die konditionierte Entspannung aufbauen um den Hund im Restaurant oder beim Alleine bleiben zu entspannen, dann sollte man es eher über einen Reiz machen, der langfristiger wirkt.

Aufbau des Entspannungsworts

Für das Entspannungswort bringt man den Hund durch Steicheln in einen Entspannungszustand. Zwischendrin nimmt man kurz die Hand vom Hund, sagt das Entspannungwort „Entspann dich“ oder „Ruhig“ und legt er danach wieder die Hand an den Hund. Das Entspannungswort sagt man am besten in einem ganz normalen Tonfall und mit normaler Lautstärke. Viele Besitzer tendieren dazu das Entspannungswort leise singend zu sagen, was aber Probleme mit sich bringt. Denn entweder ist es einem unangenehm es in der Öffentlichkeit in der selben Weise zu „singen“ oder es ist zu leise und der Hund nimmt es unter Ablenkung gar nicht wahr. Wenn man den Hund nicht über Streicheln oder Kraulen entspannen kann, dann kann man das Entspannungswort auch darüber aufbauen, dass man es immer dann nennt, wenn der Hund von sich aus entspannt ist.

Aufbau eines Langzeitreizes für Entspannung

Aktiv während Entspannungsübungen:

Möchte man einen langfristigen Reiz mit der Entspannung verknüpfen, dann führt man die Entspannungsübungen immer unter Einbeziehung des Reizes aus, also bei Entspannungsmusik oder auf einer bestimmten Decke. Oder man legt dem Hund für die Übung ein Halstuch an. Die Reize werden nach der Übung wieder entfernt. Das kann mit jedem beliebigen Reiz gemacht werden, die Klassiker sind: Decke, Handtuch, Musik, Duft, Halstuch.

Passiv in Momenten der Entspannung:

Außerdem gibt es die Möglichkeit einen bestimmten Reiz immer dann zum Hund zu legen, wenn dieser eh bereits entspannt ist. Das bedeutet, dass man dabei keine aktive Entspannungsübung macht, sondern Momente abwartet, in welchen der Hund von sich aus entspannt ist und diese verknüpft man dann mit dem ausgewählten Reiz. Klingt kompliziert, funktioniert aber ganz einfach. Man wartet bis der Hund ganz entspannt schlummert und fügt dann den Reiz hinzu, schaltet also die Musik ein oder legt die entsprechende Decke zum Hund.

Verwendung von Duftöl

Man kann sehr gut mit Duftölen arbeiten, welche auf die Hunde entspannend wirken. Dazu verwendet man reine ätherische Öle, am besten Lavendel- oder Citrus-Öl. Man gibt dabei lediglich einen halben Tropfen bis Tropfen auf die Decke oder das Handtuch, da der Duft sonst viel zu intensiv wäre für unsere Hunde. Es kann natürlich trotzdem sein, dass der Hund die Decke absolut meidet und den Duft nicht mag, das muss man einfach individuell ausprobieren.

Für den Aufbau der Verknüpfung kann man wieder wie oben beschrieben vorgehen: wenn der Hund eh entspannt ist, legt man einfach die duftende Decke zum Hund. Sobald der Hund aufsteht oder sich die Situation ändert, nimmt man die Decke wieder weg und räumt sie auf.

Entspannung als Akku

Bei der konditionierten Entspannung laden wir Reize mit der Emotion der Entspannung auf. Das Ziel ist es, dass die Hunde sobald die Reize ins Spiel kommen, Entspannung fühlen. Damit das langfristig funktioniert müssen diese Reize immer mal wieder mit Entspannung „aufgeladen“ werden, wie bei einem Akku. Man kann die Reize also nicht unbefristet in Situationen einsetzen, in welchen die Hunde entspannt sein sollen. Zwischendruch müssen sie wieder aktiv mit einem Entspannungszustand verknüpft werden, so wie in der Konditionierung beschrieben.

Das passende Webinar zum Thema

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